Story
RITTERGUT GROSSGOLTERN, JULI 2014 In einer lauen Sommernacht nimmt Lena, damals 16, allen Mut zusammen und kauft eine Eintrittskarte für den Abiball des 12. Jahrgangs. Sie ist noch nicht lange an der Schule, und auf dem Land, wo sich alle ihr Leben lang kennen, hat man es nicht leicht. Schüchtern und nervös bahnt sie sich einen Weg durch die Feier und versucht, bekannte Gesichter auszumachen. Sie ahnt noch nicht, welche Folgen ihr Wagemut haben wird. Für Janne, zu diesem Zeitpunkt fast 18, ist diese Party ein bisschen wie jede andere auch. Er kennt fast alle hier von Kindesbeinen an. Der große, charmante Halbfinne, immer offen für ein Bier, ein bisschen Spaß und einen schlechten Witz, wird seinem Ruf gerecht und hat bereits die vernünftige Promillegrenze hinter sich gelassen, als er unbefangen und ausgelassen die Tanzfläche unsicher macht. Ein Liedwechsel, ein paar genervte Seufzer ringsum, und auf der Fläche lichtet es sich – und da treffen sich ihre Blicke. Lena sieht Janne, und plötzlich wird die Musik dumpf, die Lichter matt, und ihre Knie weich. Lena weiß, wen sie da vor sich hat. Mit Janne hatte sie bereits ein Jahr lang jede Woche im Erdkundeunterricht gesessen, hatte über seine intelligenten Kommentare geschmunzelt und bei seinen halbstarken, etwas zu überzeugten „coolen“ Gesten die Augen gerollt. Janne aber hat sie nie bemerkt. Bis jetzt. Jetzt zieht sie ihn magisch an. „Willst du tanzen?“, bringt er gerade noch heraus. Lena nickt unsicher. Wochen später reißt Janne sich sein Kreuzband, Lena besucht ihn im Krankenhaus und bringt ihre berühmten Brownies mit – Liebe geht durch den Magen. Sie werden ein Paar. Für beide die erste Liebe – so unvergesslich wie kompliziert und letztendlich zum Scheitern verurteilt. Von außen gab es viele Zweifel an ihrer Beziehung, es schien nie so ernst. Doch bis heute wissen beide: Niemand kannte mich damals so gut, hat mich so verstanden. Und dieses Gefühl blieb. Auch nach der Trennung kurz nach dem Abitur, über Jannes Weltreise, Lenas Studium, Jannes Suche nach Sinn und einem Beruf, der ihn erfüllt, und nicht zuletzt die ein oder andere Beziehung mit anderen. EIN JAHR SPÄTER, SOMMER 2016 studiert Lena in Mainz, Janne in Heidelberg. Sie versuchen es erneut. Doch beide finden erst noch heraus, wer sie sind, und was sie vom Leben erwarten, und auch auf Distanz funktioniert es nicht. Der Kontakt bricht ab. HANNOVER, 2023, IM HERBST Acht Jahre später beendet Lena ihr Masterstudium und bekommt den Job, auf den sie Jahre hingearbeitet hat: Bei einer Literaturagentur, doch noch wichtiger: In der alten Heimat. Noch hat sie Angst vor der Heimkehr – vor Geistern der Vergangenheit, alten Wunden und vor Konfrontationen. Sie kontaktiert Janne. Warum genau? Weiß sie nicht so richtig. Eigentlich hat sie Janne nie so richtig vergessen können. Zu gut hatten sie miteinander mitfühlen können, zu innig war schon damals die unbedarfte Liebe. Am selben Tag ihres Vorstellungsgesprächs treffen sich Janne und Lena zum Kaffee. Aus einem wurden drei, dann zwei Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, dann noch einer in Jannes WG. Doch schon nach fünf Minuten ist beiden klar: Sie könnten hier eine Glühbirne für Tage mit Strom versorgen – so spürbar ist die Energie zwischen ihnen. 16. DEZEMBER, HANNOVER HBF, GLEIS 4 Lena springt aus dem Zug und in Jannes Arme. Er hält zitternd ein paar Blumen und seine Gitarre. Die nächsten Tage werden sie zusammen verbringen, sehen, wo das hinführt. Doch beide sind sich sicher: Aller guten Dinge sind drei. Seitdem geht alles schnell: Im Februar 2024 geht es in die gemeinsame Wohnung. Zu voreilig, finden manche. Endlich – denken sich beide. Im Juli 2024 die ersten Zukunftsgespräche und Pläneschmieden: Wie geht es weiter? Und wo wollen wir hin? Am 02. März 2025 beugt Janne das Knie, und Lena sagt Ja. Ihr nächstes Kapitel beginnt auf der Tanzfläche, wie damals vor fast 11 Jahren, als sie sich kennenlernten... In ihrer Generation würde man sagen: "It's a full circle story" Lena hat sich von einem Menschen noch nie so geliebt gefühlt. Genau so, wie sie ist – nicht „trotz“ ihrer Macken, sondern ganz ohne sie. Denn in Jannes Augen ist sie makellos. Janne hatte bis zum Wiedersehen mit Lena ein Stück weit akzeptiert, dass es nicht für jeden Menschen eine Art Seelenverwandtschaft gibt. Letztendlich muss man im Leben mit sich selbst zufrieden sein, und jeder ist sich selbst der nächste Vertraute. Er fühlte sich dem Asketischen hingezogen, wollte ein Leben ohne viel Komfort, Schnörkel oder schöner Momente nur um der Schönheit willen. Lena macht sein Leben bunt, warm und zu einem Zuhause. Er lacht mehr, seit sie da ist, und er stellt sich nichts lieber vor, als seine Zukunft mit ihr an seiner Seite. Aus der ersten Liebe wird die tiefste, die schönste – und die letzte. At Last. Und ihr, liebe Familie, liebe Freunde, seid ein wichtiger Teil unserer Geschichte. Denn ihr habt uns zu den Menschen gemacht, die wir heute sind, und die sich nun endlich gefunden haben – und sich nie wieder loslassen. Vielen Dank, dass ihr Teil unseres Lebens seid. Ihr seid uns in unserem Leben und in unseren Herzen immer willkommen. Jetzt und immer – now and always – nyt ja aina.